Lageplan unserer Kleingartenparzellen

Grußwort des Oberbürgermeisters

Dass ich dem Kleingartenverein „Villa Flora“ dieses Jahr zu seinem stolzen 100-jährigen Jubiläum gratulieren kann, freut mich sehr. Denn die Kleingartenanlage Süd-West 82 ist eine gern genutzte grüne Lunge – vor allem für Menschen aus den nahe gelegenen und dicht besiedelten Stadtbezirken Laim, Sendling-Westpark und Schwanthalerhöhe. Und zusammen mit der benachbarten Kleingartenanlage „Land in Sonne“ und dem Westpark bildet sie einen attraktiven, großflächigen Freizeit- und Naherholungsraum im Münchner Südwesten.

Die Gärten verschönern und bereichern aber nicht nur das Stadtbild, sie leisten auch einen wertvollen Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht, zum Natur- und Artenschutz und zu einem besseren Stadtklima. Das alles wurde durch das jahrzehntelange, unermüdliche Engagement der Vereinsmitglieder ermöglicht, dafür danke ich ausdrücklich. Erfreulich ist auch, dass der Kleingartenverein „Villa Flora“ das soziale Miteinander der Gartlerinnen und Gartler fördert: Während der Gartenarbeit oder bei Festen und Veranstaltungen können hier Menschen unterschiedlicher Herkunft ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen und Kontakte pflegen. Das verbindet und stärkt den gegenseitigen Zusammenhalt.

Die Stadt München weiß die Leistungen der Kleingartenvereine sehr zu schätzen und unterstützt die Münchner Kleingärtnerinnen und Kleingärtner nach Kräften. Das reicht vom regelmäßigen Unterhalt, den in den öffentlichen Bereichen der Anlagen die Stadt durchführt, bis hin zum fachlichen Beraten in gärtnerischen und juristischen Belangen des Kleingartenwesens.

So wünsche ich allen Gartenfreunden vom Kleingartenverein „Villa Flora“ stets einen grünen Daumen beim Garteln und vor allem zunächst einmal eine gelungene Jubiläumsfeier!

Dieter Reiter

Oberbürgermeister Dieter Reiter


Chronik der Kleingartenanlage "Villa Flora"

Es war im März 1916, mitten im 1. Weltkrieg, als einige Männer an den damaligen Stadtmagistrat der Haupt- und Residenzstadt München mit dem Ersuchen herantraten, ihnen den Geländestreifen südwestlich der Gaststätte „Villa Flora“ zur Nutzung als Kleingarten pachtweise zu überlassen, um den dringenden Bedarf an Gemüse und Obst wenigstens einigermaßen decken zu können. Dieser Geländestreifen war, nach Angaben der alten Mitglieder, 40.000 qm groß und wurde an die
Bewerber aufgeteilt. Zumeist hatten die Parzellen eine Größe von 200 qm, es waren aber auch einige mit 300 bis 400 qm dabei. Als Pachtgeld hatte jeder Pächter je 100 qm 1,- Mark zuzahlen.
Die etwa 180 bis 200 Gärten umfassende Anlage hatte aber noch kein Wasser. Bedingt durch die Kriegsnot waren bestimmte Vorschriften über den Anbau erlassen worden. Überwiegend wurde Gemüse und Kartoffeln angebaut. Den Pächtern größerer Gärten wurden bestimmte Ablieferungspflichten auferlegt. Handelsdünger kannte man damals kaum; der benötigte Dünger wurde bei den damals noch in Stadtnähe liegenden, landwirtschaftlichen Anwesen oder Schäfereien, oder durch sammeln von Pferdemist auf den Straßen besorgt.
Bei Gründung des Kleingartenvereins SW 82 war die Villa Flora, der Sendlinger Feldweg und eine zugeschüttete Kiesgrube. Die Villa Flora, die dem angrenzendem Kleingartenverein den Namen gab, war seit dem 19. Jahrhundert eine beliebte Ausflugsgaststätte weit im Westen vor den Toren Münchens. Seit sich aber die Schwanthaler Höhe mit Wohnblocks füllte, war man nach einer kurzen Wanderung fast schon auf den flachen Land und kehrte in der Villa Flora ein. Mitten durch
diese ebene Landschaft führte der Sendlinger Feldweg an Äckern und Wiesen vorbei, an Schuttplätzen und Kiesgruben, ab, und zu ein Fuhrwerk, ein paar Fußgänger, das war alles. Um die Jahrhundertwende sah man fern am westlichen Horizont die ersten Wohnblöcke von Laim, im Norden und Osten hörte man die Züge, die ihre Dampfwolken in den Himmel bliesen, im Süden erschien immer wieder das Gebirge hinter der neuen Kirche von Sendling und dem Wald von Hadern.
Die Menschen, die vor 100 Jahren auf einer zugeschütteten Kiesgrube und dem mageren Boden des Sendlinger Feldes die Kleingartenanlage neben der Villa Flora, schufen, hätten es heute schwer, sich auszukennen. Zwar steht immer noch die Villa Flora, ein ebenmäßiger Bau aus dem dem vorigen Jahrhundert, aber seit mehr als 50 Jahren wird dort kein Bier mehr ausgeschenkt. Erstwurde sie als Unterkunft und Betrieb zweckentfremdet, dann stand sie leer in dem großen Garten
mit den herrlichen alten Bäumen und droht zu zerfallen. Vom Sendlinger Feldweg ist nur das kurze Stück am Rand der Kleingärten übriggeblieben. Stattdessen wir die Kleingartenanlage von der Tübinger Straße durchschnitten und der laute autobahnähnliche Mittlere Ring führt unmittelbar vorbei. Das Gewerbegebiet kündigt sich durch hohe Bauten im Norden und Osten an. Die „Villa Flora“ ist wohl eher eine grüne Insel in der ausufernden Großstadt.
Ach den ersten Kleingärtnern kam ihre Anlage bei der Gründung vor 100 Jahren gar nicht idyllisch vor. 1916 stand man im 2. Kriegsjahr. Allmählich zeigten sich die Auswirkungen des Krieges in der Heimat, die Hungerwinter kündigten sich an. Kartoffeln und Rüben wurden zu lebensnotwendigen Nahrungsmitteln, der Kleingarten war eine Insel, auf der man überleben konnte. Staunend steht man vor der Mühe und dem Optimismus der ersten Kleingärtner, dieser Pioniere, von deren Fleiß noch heute das üppige Grün der „Villa Flora“ Zeugnis ablegt. Ihnen soll vor allem die Festschrift gewidmet sei.
Leider liegen die ersten 30 Jahre der Kleingartenanlage im dunkeln. Der Chronist der Festschrift zum 50jährigen Jubiläum resigniert feststellen: „Der Schreiber dieser Chronik steht vor einem nichts. Aus der Gründerzeit von 1916 bis 1944 ist nichts mehr vorhanden. Alle Analen des Vereins wurden bei einem Luftangriff während des Zweiten Weltkriegs völlig zerstört. Er ist deshalb auf die Erinnerungen von zwei noch lebenden Frauen von Gründungsmitgliedern und auf die Angaben der alten Mitglieder angewiesen. Aus diesem Grunde wird manches Wissenswerte nur stückweise oder auch gar nicht erscheinen, auch wenn es von noch so großer Bedeutung wäre“.

Zwischen den Kriegen

Die ersten dreißig Jahre beginnen mit Krieg. Und doch sind sie mit einem großen Aufstieg verbunden, denn die Gärten der „Villa Flora“ entwickeln sich zu einer mustergültigen Kleingartenanlage im Münchner Südwesten, in der auch die Feste nicht fehlten:
„Unterhaltungsabende, Lampionumzüge und Sommerfeste wurden gestaltet, um die Geselligkeit zu fördern. Die Sommerfeste, die bei den Mitgliedern sehr beliebt waren, wurden stets in der noch bestehenden Gaststätte Villa Flora abgehalten. Des Öfteren wurden Blumentage mit Umzügen veranstaltet, dabei wurden in den in den Krankenhäusern die Kranken mit Blumen beschenkt“.
Die Hauptlast der Gartenbestellung lag (damals) in den Händen der Frauen. Die meisten waren zum Militär eingezogen; selbst jüngere Frauen waren zum Kriegsdienst in der Heimat dienstverpflichtet. Um eine wenigstens einigermaßen einheitliche Linie herzustellen und die Pachtzahlungen zu sichern, gingen die wenigen noch nicht eingezogenen, meist ältere Männer daran, einen Verein zu gründen. Er wurde „Kleingärtner-Verein Villa Flora“ benannt. Eine etwas
später gegründete Gartenanlage an der Welserstaße in Sendling schloss sich dem Verein an.
Benannt wurde „Villa Flora“ als Teil I, die Anlage an der Welserstraße als Teil II. Nach Mitteilung alter Mitglieder war es so eingerichtet, dass der 1.Vorstand von Teil I, der 2. Vorstand von Teil II gestellt wurde, ebenso die Kassiere und Schriftführer des Vereins. Im Mai 1928 wurde wegen der Größe des Vereins, es war inzwischen noch eine dritte Parzelle an der Welserstraße dazu gekommen, ein 3. Vorstand aufgestellt wurde. Der innere Aufbau des Vereins und die Entwicklung der Gartenanlage ließen eine gute Zukunft erhoffen. Reihenobmänner unterstützten den Vorstand, sorgten für Ordnung in ihren Bezirken, halfen die Beschlüsse der Vorstandschaft durchzusetzen und kümmerten sich um die um termingerechte Bezahlung der Pachten. Eine große Erleichterung brachte in der Nachkriegszeit (1918) eine Wasserleitung. Für gemeinschaftliche Beratungen und für die Geselligkeit entstand 1926 eine Vereinshütte, der eine Flaschenbier Ausgabe angeschlossen wurde. Geliefert wurde das Bier von der Spatenbrauerei, die uns über 80 Jahre mit Bier versorgte.
Aber auch eine florierende Kleingartenanlage wird vom Zeitgeschehen beeinflusst. „Schwer machte sich in den zwanziger Jahren die Inflation und Arbeitslosigkeit bemerkbar. Dann das Tausendjährige Reich mit allen seinen Schikanen und Umkrempelungen. Alles wurde gleichgeschaltet. Die Vereinsmitglieder hatten unter diesem Regime schwer zu leiden, sowohl politisch wie anderweitig. Der Chronist schließt seinen Bericht aus der Kriegszeit: „Die Not der
Bevölkerung stieg aufs höchste“.
Den Kleingärtnern wurde erlaubt, im Garten Kleintiere zu halten; angebaut wurden ausschließlich Kartoffeln und Gemüse. „Wieder war die grüne Insel zu einem Ort für das Überleben geworden. Es sollte Jahre dauern, bis die Kartoffeln und Hasen verschwanden und wieder Sommerfeste und Blumentage in der „Villa Flora“ unbeschwert gefeiert werden konnten.

Neuanfang und Aufschwung

Die Nachkriegszeit stellt auch einen Kleingartenverein vor Probleme wirtschaftlicher und rechtlicher Art. Schon im August 1945 wurde ein kommissarischer Vorstand eingesetzt und am 14.Mai 1946 vermerkt das Protokoll nicht ohne Stolz: „Der 1. Vorstand erklärte, dass es uns nach langen Jahren endlich wieder gelungen ist, eine Generalversammlung abzuhalten, die auf demokratischer Grundlage und freier Wahl abgestimmt ist“. In der folgenden Zeit wurde die Satzung neu gefasst und am 14. Juli 1948 ins Vereinsregister eingetragen. Damit war die rechtliche Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung gegeben.
Doch die neue Satzung trat in einer schwierigen Zeit in Kraft, denn einige Wochen vorher war die Währungsreform durchgeführt worden. In der Festschrift von 1966 wird auf finanzielle Problematik hingewiesen: „ Infolge der durch die Währungsreform hervorgerufenen Geldentwertung und Umstellung von RM auf DM kam der Verein in eine arge Finanzkrise. Um die Vereinskasse wenigstens einigermaßen zu sanieren, wurde von jedem Gartenpächter pro Jahr und qm 0,03 DM
nach erhoben; so konnte der Verein seinen Verpflichtungen nachkommen. Der Pachtsatz wurde auf 0,07 DM pro Jahr und qm , der Vereinsbeitrag auf 1.- DM pro Jahr festgesetzt. Dieser Pachtsatz konnte bis 1963 gehalten werden“. Der wirtschaftliche Aufschwung ließ 1961 einen alten Traum Wirklichkeit werden; ein neues schönes Vereinsheim an der Stelle des baufälligen Altbaus. Stolz vermerkt die Festschrift:
„Wieder stellen sich die Mitglieder selbstlos zur Verfügung. Dank ihrer Arbeitsfreudigkeit wurde der Neubau in verhältnismäßig kurzer Zeit fertiggestellt.
Nur dadurch, dass sich so viele Gartenfreunde so selbstlos zur Verfügung stellten – alles Idealisten – war es möglich, unser schönes Heim ohne Schulden zu erstellen. Die Mitglieder können heute auf ihr Vereinsheim stolz sein, es ist das Werk ihre Hände.
Doch der Boden, den die Kleingärtner in jahrzehntelanger Arbeit und Pflege in fruchtbares, blühendes Land verwandelt hatten, war nicht ihr Eigentum, sondern war städtischer Pachtgrund mit einem höchst unsicheren rechtlichen Schutz. Über Nacht konnte gekündigt werden und keine Ablösesumme konnte den ideellen Wert des Kleingartens ersetzen. Die ersehnte Sicherheit konnte nur die Landeshauptstadt München als Eigentümerin des Grundes gewähren, wenn sie die Kleingärten ausdrücklich zu einer Daueranlage erklärte. Dies ist das Hauptanliegen der Kleingartenanlage „Villa Flora“ bis zur Gegenwart.
Demgegenüber erscheint die Aufregung der frühen 50er Jahre nebensächlich, als sich 1952 die Kleingartenanlage an der Welserstraße wieder selbständig machte. Einschneidender war schon, als Ende Juni 1953 der Vorstand in das Liegenschaftsamt bestellt wurde. Dort wurde ihm eröffnet, dass die Anlage etwa 6000 qm Grund abtreten müsse, weil eine Straße, die heutige Tübinger Straße, mitten durch die Anlage geführt werden müsse und zwar in einer Länge von 200m
und einer Breite von etwa 30 m. Die in Frage kommenden Gärten seien deshalb bis zum 31.10.1953 gekündigt. Den betroffenen Mitgliedern werde Ersatzland südwestlich von „Land in Sonne“ zugewiesen. In einer außerordentlichen Versammlung regte der Vorstand an, die Gartenfreunde, deren Gärten größer als 200qm seien, sollen den betreffenden Mitgliedern einen Teil abtreten, die wegen ihres hohen Alters oder ihrer schlechten Gesundheit nicht mehr in der Lage seien, in dem zugewiesenen Ersatzland nochmals von vorne anzufangen. Dieser Antrag fand aber bei den Mitgliedern kein Gehör. Am 13.11.1953 wurde die Straßentrasse vermessen; 5960 qm wurden hierfür benötigt. 18 Gärten mussten ganz, 16 teilweise geräumt werden. An Ablösungsgeld zahlte die die Stadt 15.000.- DM. Im Herbst 1954 wurde mit dem Bau der Straße begonnen.
Seitdem ist die Kleingartenanlage „Villa Flora“ in Zwei Teile getrennt. Seit dem 6.Januar 1962 ist diese Trennung auch rechtlicher Art, denn die Anlage südlich der Tübinger Straße, der Teil II, ist seither im Flächennutzungsplan als Daueranlage ausgewiesen, der nördlich davon liegende Teil I gilt immer noch als Gewerbegebiet.
„Villa Flora“ ist wie ein merkwürdiges Staatsgebilde, das aus zwei verschiedenen Rechtsgebieten besteht – ein Grund für dauernde Unsicherheit und ein brennender Wunsch nach Angleichung an eine bessere Rechtsform.
So folgt dem ersten Aufatmen nach einer besseren Rechtsform von Anlage II der berühmte „Hammer“ : Eine Daueranlage muss nicht unbedingt ein Kleingarten sein, sie Kann auch in einen Parkplatz für eine andere benachbarte Kleingartenanlage umgewandelt werden, Im November 1962 erfährt also der Vorstand von dem Kollegen einer benachbarten Kleingartenanlage: Teil II werde aufgelöst und als Parkplatz für seine Anlage hergerichtet, Einspruch sei zwecklos, weil dazu
bereits ein Beschluss vorliege. Bei einer Vorsprache des Vorstandes im Liegenschaftsamt erhielt er die gleiche Auskunft. Sogleich wird eine Protestversammlung der betroffenen Mitglieder einberufen, Initiativen werden gestartet, die Nerven sind aufs äußerste gespannt. Da kam auf der Generalversammlung im Januar 1963 erleichtert mitgeteilt werden, dass nach allen Vorsprachen und Erkundigungen mit einer Kündigung vorerst nicht zu rechnen sei, vielmehr bestehe die
begründete Hoffnung dass dieses Projekt überhaupt fallen gelassen werde, Der Parkplatz ist nie geschaffen worden, Teil II blüht im Glanze seiner Sicherheit als Daueranlage.
War alles nur ein Sturm im Wasserglas? Konnte man gar auf die Umwandlung der gesamten „Villa Flora“ in eine Daueranlage hoffen? Die Festschrift von 1966 schließt mit einem optimistischen Blick in die Zukunft. Leider sollte aber zunächst die Pessimisten recht behalten, die die Fortsetzung des Kampfes um Teil I prophezeiten. Doch der Erfolg ist immer bei den Mutigen, die schier Aussichtsloses schaffen.

Die moderne „Villa Flora“

Über der dramatischen Entwicklung von Teil I darf der Wandel des Erscheinungsbildes von der „Villa Flora“ in den 70er Jahren nicht vergessen werden. Dieser Wandel ist geprägt von den allgemeinen Veränderungen im letzten Drittel des 20.Jahrhunderts. Vor bei waren die Zeiten des Mangels. Darum sind fast alle alten, nicht immer praktischen Gartenhäuser verschwunden. Die Gegenwart spiegelt sich wieder in den gut konstruierten modernen Häuschen, die trotz Serienanfertigung genug Möglichkeiten bieten für eine individuelle Gestaltung des Äußeren. Die älteren Kleingärtner dürfen sich mit Recht freuen über diesen Wandel zu Bequemlichkeit und zum Anteil am Wohlstand – sie haben es verdient. Die Jungen finden im Kleingarten eine sinnvolle Alternative zur Hektik der Gegenwart. Überhaupt ist der Kleingarten immer mehr zum grünen Wohnzimmer geworden, in dem man die Zeit genießen und den Umweltsünden entgehen kann.
Darum werden die Kleingärten nicht wie früher bis zum letzten Quadratmeter für Obst und Gemüse ausgenutzt. Zwar waren Blumen schon immer der Stolz der Kleingärtner , heute aber sind sie zum bestimmenden Schmuck der Rasenanlage geworden – Gras statt Salat und Kohlrabi, das wäre wohl für den Kleingärtner früherer Zeiten undenkbar gewesen. Das bedeutet aber kein verdrängen der Gartenfrüchte, im Gegenteil: Die Umweltsünden der Gegenwart drängen zum bewusst naturbezogenen Anbau. Dies ist ein Fortschritt der heutigen Zeit, der sich beim Anblick dieser Kleingärten zeigt: Rasen, Blumen, Obstbäume, Beerensträucher und Gemüsebeete bieten den Menschen gesunde Nahrung, aber sie gewähren auch Erholung und Freude am Schönen. Dies ist ein Angebot nicht für die sogenannte Bewältigung der Freizeit, wohl aber für eine sinnvolle Mitgestaltung der Schöpfung.

Ausbau des Mittleren Rings und Erhalt von der „Villa Flora“ ?

Die Vorgänge beim Ausbau des Mittleren Rings (Garmischer Straße) sind typisch für das 1980. Es bestand kein Zweifel am Ausbau der Verkehrswege im Ballungsraum München, denn der zunehmende Verkehr schien dem Zusammenbruch entgegenzutreiben, Hier ist nicht der Ort um über Sinn und Unsinn bei der Anlage des Mittleren Rings nachzudenken. Fest stand der unumgängliche Ausbau im Bereich des Bahn- und Straßenknotens Heimeranplatz. Die entscheidende Frage war die Länge des Straßentunnels und damit die Anbindung der Straßen südlich des Heimeranplatzes, also der Hansastraße und vor allem der Tübinger Straße. Die Mitglieder von der „Villa Flora“ waren sich bewusst, dass der Ausbau des Mittleren Rings nicht ohne Landabtretungen durchzuführen war. Aber sie waren nicht der Meinung, dass ihre Gärten einem überdimensionierten Ausbau geopfert werden sollten. Zum Glück stellte sich heraus, dass die öffentliche Meinung nicht mehr uneingeschränkt hinter überdimensionierten Ausbauplänen stand., sich vielmehr über einen Erhalt von Grünflächen Gedanken machte. Leider war die Planung des Verkehrsausbaus am Mittleren Ring nicht unbedingt ein Musterbeispiel
von Öffentlichkeitsarbeit. Es ist nicht gut, wenn die Betroffenen „hinten herum“ erfahren, was ihnen droht. So erging es den Kleingärtnern von der „Villa Flora“ kurz vor Weihnachten 1978: die Anbindung von Hansa- und Tübinger Straße an den Mittleren Ring erfordere so viel Grund, dass etwa 45 Kleingärten von Teil I verschwinden müssten, Kündigung zum Oktober 1979, Baubeginn Ende 1980 – das hätte das Ende von Teil I bedeutet.
Die Abwehr dieser drohenden Gefahr durch Vorstand und Mitglieder ist ein Lehrstück von Demokratie im kleinen. In Aufzeichnungen des Vorstandes liest sich das so: „Durch massiven Widerstand und politische Aktivität konnte zunächst das Schlimmste verhindert werden. Es wurde eine Neuplanung notwendig“. Das heißt im einzelnen: 19.01,1979 – Außerordentliche Mitgliederversammlung mit Einladungen von Vertretern des Stadtverbandes der Kleingärtner, der Stadtgartendirektion, der zuständigen Bezirksausschüsse, des Baureferates sowie mehrere Stadträte – 25.01.1979 – Antrag eines Stadtrates auf Beschränkung des Grundbedarfs bei Ausbau des Mittleren Rings und damit Forderung einer Neuplanung. Was kaum möglich erschien, wurde am 10.05.1979 im Bau- und Vergabeausschuss des Stadtrats beschlossen, nämlich zum Antrag vom 25.01. 1979. Schon am 17.05 1979 stimmte auch der Stadtrat der Ausarbeitung einer neuen Verkehrsführung zu.
Entscheidend an der Neuplanung war die Fortführung des Mittleren Rings nach dem Ende des Tunnels in einer tiefliegenden Trasse bis über die Tübinger Straße hinaus. Damit entfiel die Aufaber nicht notwendige Schleifenanbindung der Hansastraße – und Teil I von der „Villa Flora“ war gerettet. Nur 13 Kleingärten wurden gekündigt davon waren 8 ganz zu räumen, 5 nur zum Teil. Für die betroffenen Kleingärtner konnte Ersatz im Vereinsgelände bereitgestellt werden.
Alles Atmete auf, ja man baute noch im selben Jahr das Vereinsheim – die Zukunft von der „Villa Flora“ schien gesichert. Aber Teil I war immer noch keine Daueranlage, Zweifel schienen angebracht. In den Aufzeichnungen des Vorstandes von 1983 steht:“Wir glaubten uns in Sicherheit, da kam ein neuer Tiefschlag. Wir mussten leider wieder aus einem Zeitungsartikel am 14.04.1983 entnehmen, dass Teil I in höchster Gefahr sei“.

„Villa Flora“ als Gewerbegebiet?

Die Vorgänge von 1983/84 wirken fast wie eine Fortsetzungsgeschichte zum Ausbau des Mittleren Rings von 1979, nur dass diesmal die Gefahr grundsätzlicher Art war. Noch immer wies der Flächennutzungsplan die Kleingartenanlage „Villa Flora“ als Gewerbegebiet aus, so wie es der Fall für das gesamte Areal nördlich der Tübinger Straße war. Die bedeutete eine ganz und gar ungewisse Zukunft für die „Villa Flora“, denn auf einem Gewerbegebiet konnten und sollten eines
Tages Betriebe, Fabriken, Geschäfts- und Bürogebäude errichtet werden. So gesehen breiten sich die Kleingärten der „Villa Flora“ auf einem fremden Gebiet aus. Sie dienen keinem Gewerbe, ihr Zweck ist Erholung und Garteln. Der Gegensatz kann größer nicht sein.
Es ist bekannt, dass innerhalb des Burgfriedens der Landeshauptstand die Flächen für Ansiedlung oder Ausdehnung von Industrie und Gewerbe verhältnismäßig gering geworden sind. Die Wirtschaft Münchens leidet darunter. Deshalb muss eine verantwortungsvolle und kluge Stadtverwaltung ein wachsames Auge auf die wirtschaftliche Entwicklung richten, das heißt vor allem auf den Bestand an noch nicht genutzten Gewerbeflächen. Verständlich ist, dass das Gewerbegebiet südlich des Heimeranplatzes wegen seiner günstigen Lage am Mittleren Ring besonders wichtig ist und verständlich ist auch, dass in die Überlegungen das Gebiet der „Villa Flora“ einbezogen wurde.
Was bedeuten da schon die paar Kleingärten von Teil I? Doch die Öffentlichkeit ist sensibler geworden, wenn es in der Großstadt um die Veränderung des öffentlichen oder privaten Grüns geht. Das betrifft besonders München, das mit diesem
Grün nicht übermäßig gesegnet ist. So sind die Auseinandersetzungen um die Stellung von der „Villa Flora“ im Flächennutzungsplan zu einem Musterbeispiel für die Erhaltung von Grün in der Großstadt geworden.
Die Aufzeichnungen des Vorstandes sind es wert, als Illustration für die Turbulenzen der Jahre 1983/84 zu dienen: „Nun wussten wir, in welcher verzweifelter Lage wir uns befanden: Teil I wird aufgelöst (Bebauung als Gewerbegebiet),
Teil II an einen anderen Kleingartenverein angeschlossen. Aber wir gaben nicht auf und nahmen das schwierige Problem selbst in die Hand. Mit Unterstützung der Der Bezirksausschüsse (20 und 34) sowie mehrerer Stadträte konnte die drohende Kündigung von Teil I noch einmal verhindert werden. Es ging letztlich um die Änderung des Flächennutzungsplans und die Ausweisung als Dauergrünland. Durch volle Unterstützung aller im Rathaus vertretenen Parteien konnte der Erhalt
von der „Villa Flora“ gesichert werden. „Die Zeitungsausschnitte in den Akten des Vereins belegen den stürmischen und couragierten Verlauf der Rettungsaktion, die einen viel beachteten Höhepunkt im Sommerfest 1983 fand mit dem Motto „Rettet die Villa Flora“!
Was war erreicht worden? - Zunächst sicherte die Landeshauptstadt den Bestand von Teil I bis 1990, schließlich bis zum Jahre 1996.ist die damit die Gefahr beseitigt? Eine Sicherheit würde doch nur die rechtliche Umwidmung in eine Daueranlage bringen. Solche Umwandlungen brauchen Zeit und etwa Planung für die künftige Nutzung des Flughafens Riem hat ihre Auswirkungen ganz sicher auch auf die Wertung der übrigen Gewerbegebiete der Stadt.
Noch ist es nicht so weit. Aber es besteht berechtigter Grund zur Hoffnung. Seit 1988 nämlich sollen in der Bundesrepublik lange bestehende Kleingartenanlagen in Daueranlagen umgewandelt werden. Die Zeit arbeitet also auch für uns. So muss der optimistische Eintrag des Vorstandsanlässlich der Zusicherung bis 1996 verstanden werden:“Jetzt kann man sagen, dass auch über 1996 keine Gefahr mehr besteht“.
Nun sind wir im Jahre 1996 und der Optimismus des Verfassers der letzten Chronik hat sich bewahrheitet. Die Gartenanlage „Villa Flora“ besteht noch und auch weiter als Zeitanlage bestehen bleiben. Auch die einzelnen Pächter fanden ihre Ruhe wieder. Das bekamen auch ihre pflanzen zuspüren. Viele neue Typenhäuser wurden gebaut oder neu verkleidet. Der Pflanzenwuchs, die Ernte und die Liebe der Kleingärtner zu ihrer Scholle verwandelten beide Teil der „Villa Flora“ wieder in eine blühende und freundliche Oase. Wenn auch Ruhe und Frieden in der Anlage oberstes Gebot war, ist doch für den im vergangenen Jahr leider aus dem Amt geschieden Vorstand einiges an Arbeit zu bewältigen gewesen. Er und seine Mitarbeiter der Vorstandschaft konnten die Hände nicht in den Schoß legen. Das organisieren von Veranstaltungen wie Generalversammlungen, Sommerfeste und Gartenbegehungen erfordern immer wieder Opfer an Freizeit. Erstaunlicherweise wurden auch viele Gartenparzellen in den letzten fünf Jahren frei und mussten neu vergeben werden. Von der Kündigung über die Schätzung bis zur Neuvergabe sind noch viele Schreibarbeiten zu erledigen. Wenn nach einigen Wochen ein Neugartler seine jahrelange Wartezeit beenden kann und sich mit Elan an die Gartenarbeit macht, sieht man, dass die Arbeit für die Gemeinschaft doch einen Sinn hat.
Die meiste Arbeit bescherte uns ,wie könnte es anders sein, die Stadtverwaltung. Die Auflage, dass jeder Kleingartenverein eine Fäkalienschütte in seiner Anlage installieren muss, erforderte für unsere schmale Kasse eine enorme Belastung. Die Platzfrage in unserer kleinen Anlage war das erste Problem. Nach einer Diskussion musste ein Stück des Magazingartens von den Fachberatern freigegeben werden, um den Platz für den Bausatz der Schütte zu bekommen. Die Kanalisation war nun nicht nur bis zur Gaststätte sondern durch die ganze Anlage, bis zum neuen Klohäusl zu verlegen. Mit Hilfe eines unserer Mitglieder, beim erstellen des Planes und der Ausschreibung für Kanalbauarbeiten, war eine flotte Abwicklung der Arbeiten garantiert. Die seit Jahren bewährte Mannschaft der freiwilligen Helfer hatte noch mehrere Stunden zu hämmern, zu schrauben, zu pinseln und zupflastern bis das „Häusl“ stand und alles angeschlossen war. Nun hatten wir der Anforderung des Umweltschutzreferates Genüge getan und dachten an eine problemfreie Zeit. Da sich nun auch eine Lösung für die „alte Villa Flora“, das nördliche Nachbargrundstück mit der wohl über hundertjährigen ehemaligen Ausflugsgaststätte abzeichnete, war die Bedrohung einer Gewerbebebauung nicht mehr zu befürchten. Für die Renovierung des Geländes setzt sich seit Jahren einer unserer Gartler bei den Behörden und allen zuständigen Verwaltungen besonders aktiv ein. Auch wir wollen, dass die Namensgeberin unsere Anlage endlich aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Wie schon im Ausblick der Letzten Chronik richtig in Frage gestellt „was wäre die eine Villa ohne die andere“.
Die nächste Mitteilung der Stadtverwaltung betraf die westliche Seite Teil 1 unserer Anlage. Auf diesem, von Baufirmen als Lagerplatz benutztes Terrain, sollte ein Wertstoffhof entstehen. Wertstoffhof?
Müllabladeplatz oder was sollte das werden. Als Außenstehender hatte man keine Vorstellung wie und was da auf uns zukommen würde. Seit dem vergangenen Jahr haben wir nun den Wertstoffhof als Nachbarn. Die Erfahrung fehlt auch den Architekten und Planern dieser Anlagen noch. Sicher hätten sie dann die lärmintensiven Container nicht unmittelbar vor die letzten Gärten unserer Pächter gestellt. Den Lärm haben die Kleingärtner, den Ärger mit vielen esprächen in den Ämtern und Gremien die Vorstandschaft. Wir hoffen alle auf eine gute einvernehmliche, für beide Seiten annehmbare, Lösung des Problems. Schon in der Chronik zum 50jährigen Jubiläum 1966 stand zu lesen, es wären Bestrebungen im Gange auch Teil I als Daueranlage zu erklären. Nach 30 Jahren versuchen wir nun, über den Oberbürgermeister und dem Stadtrat mit Hilfe mehrerer politischer Mandatsträger, die Erklärung zur Daueranlage zu erreichen. Zu unserem 80jährigen Jubiläum stellten wir wieder einen Antrag und wünschten uns von der Stadt die Ernennung zur Daueranlage. Die Überraschung war enorm als nach kurzer Zeit die Ernennung zur Daueranlage erhielten.
Mit der Erneuerung der alten Wasserleitung 1998 und dem Einbau von Wasserzählern in jeder Parzelle konnten die alten Leitungen stillgelegt werden und durch die Zähler der Wasserverbrauch pro Garten genau abgerechnet werden.
In den letzten Jahren vollzog sich wieder eine positive Veränderung durch den Wechsel vieler Pächter an junge Familien und auch mehrerer Familien aus anderen Ländern. Es wird also wieder umgestaltet und neu bepflanzt. Heute nicht mehr nur Nutzgarten, sondern auch Freizeit- und Erholungsparzelle für Großstadtmenschen, hat sich im Laufe der Zeit vieles verändert. Trotzdem versuchen wir den Gedanken des Herrn Schreber an die nächste Generation weiterzugeben, die wertvollen Gärten und Biotope für sie zu erhalten. Damit beim nächsten Jubiläum in friedlicher Zeit und fröhlicher Stimmung gefeiert werden kann.